Apotheker will 700 000 Euro | Mega-Baustelle hat mich ruiniert
von: ANN-KATHRIN GERKE veröffentlicht am
München – 29 Jahre lang führte Robert Scheerer (69) die Gesundbrunnen-Apotheke am Pasinger Bahnhof. Bis die Mega-Baustelle kam. „Die hat das Geschäft ruiniert“, sagt er – und verklagt die Stadt!
250 000 Euro fordert der Apotheker in einem ersten Schritt. Insgesamt beziffert er den Schaden auf rund 700 000 Euro. „Wenn die erste Klage Erfolg hat, klagen wir alles ein“, sagt Scheerers Anwalt Markus Spitzweg.
Rückblick: Von 2008 bis 2014 wurde in Pasing gebaut. Die Nordumgehung Pasing, die Arcaden, der Bahnhofsplatz. Dort liegt die Gesundbrunnen-Apotheke.
„Es war katastrophal“, sagt Scheerer. „Die Kunden haben das Viertel gemieden. Der Zugang zur Apotheke und den Ärzten drum herum war schwer möglich.“ Die Stadt habe die Geschäftsinhaber allein gelassen.
„Statt 350 Kunden pro Tag kamen noch 150“, sagt Scheerer. Vor der Baustelle verdiente er laut Klage 125 000 Euro jährlich, mit Baustelle nur noch rund 63 000 Euro. „Irgendwann hat mir die Bank die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder ich verkaufe – oder Privat-Insolvenz.“
►Der Apotheker verkaufte für rund 150 000 Euro. Ohne die Baustelle, so heißt es in der Klage, wären es mehr als 400 000 Euro gewesen. „Das sollte meine Altersvorsorge sein“, sagt Scheerer.
„So konnte ich gerade noch meine Schulden abzahlen und ging mit Null raus.“ Jetzt habe er u.a. Probleme, die Pflege für seine betagten Eltern zu finanzieren.
Anwalt Alexander Graf La Rosée vertritt die Stadt: „Es geht hier um Steuergelder. Der Kläger muss beweisen, dass seine Einbußen monokausal auf die Bauarbeiten zurückzuführen sind.“
Erstmal nimmt das Landgericht aber die Stadt in die Pflicht: Sie muss genau auflisten, wann wo welche Baustellen waren. Ein Urteil wird es heuer wohl nicht mehr geben.